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Ahnenforschung

Großvaters Kriegsgefangenschaft in Russland im 1. Weltkrieg

Mein Vater erzählt:

Mein Vater war im 1. Weltkrieg in der k. und k. Armee. 1916 hatte er genug von den sinnlosen Gefechten und lies sich in Galizien von der Front überrollen. Großvater geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Er gelangte immer weiter nach Osten, berichtete, wie beeindruckt er von der Weite des Landes war, von den Flüssen Lena und Ob. Er gelangte bis nach Wladiwostok und kehrte von dort per Schiff 1921 nach Hause zurück.

Ausmarsch des k.u.k. Infanterie-Regiments Nr. 92 aus Komotau 1914
Ausmarsch des k.u.k. Infanterie-Regiments Nr. 92 aus Komotau 1914 (wikimedia.org, Kriegsarchiv Wien)

Mein Großvater Ernst Karl PISCHEL stammte aus Bilin in Böhmen, Österreich-Ungarn. Ein wenig Stöbern im entsprechenden Unterforum auf Ahenforschung.net brachte mich auf die Webseite eines digitalen Archivs in Prag. Wenn man dort nach „Verlustliste“ sucht, findet man tatsächlich Verlustlisten der k-und-k-Armee. Dort habe ich meinen Opa tatsächlich in der Verlustliste ausgegeben am 27.6.1916 gefunden. Sein Eintrag lautet:

Pischel, Ernst Karl, Gefr., IR. 92, 15. Komp., Böhmen, Dux, Bilin, 1892; kriegsgef., Rasdolnoje, Gebiet Primorsk, Russland

Dies bedeutet, dass er Gefreiter im „böhmischen“ Infanterie-Regiment Nr. 92, 15. Kompanie war, aus Bilin stammte, 1892 geboren wurde, in Kriegsgefangenschaft geraten war und im Kriegsgefangenen-Lager Rasdolnoje im Gebiet Primorsk, Russland, interniert war.

Weitere Recherchen ergeben, dass Rasdolnoje heutzutage als Rasdol’noye geschrieben wird und etwas nördlich von Wladiwostok liegt. Außerdem gibt es eine Dissertation Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Rußland im Ersten Weltkrieg von Georg Wurzer (Universität Tübingen, 2000), welches das Leben der Kriegsgefangenen beleuchtet und das Gefangenenlager Rosdol’noye erwähnt. Ausserdem wird es erwähnt in Kriegsgefangen: Objekte aus der Sammlungdes Archivs und Museums der Kriegsgefangenschaft, Berlin, und des Verbandes der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschlands e.V., Bonn-Bad Godesberg, im Deutschen Historischen Museum vom Deutschen Historischen Museum, 1990, welches via Google Books noch in Antiquariaten zu erwerben oder per Bibliotheks-Fernausleihe  zu bestellen ist.

Das genaue Datum und der Ort der Gefangennahme ist den Angaben leider nicht zu entnehmen. Auf mein Forumsbeitrag antwortet ein Teilnehmer mit einem Beispiel, in dem der Betreffenden am 25.02.1915 in Gefangenschaft geriet, seine Mutter am 27.06.1915 davon erfuhr, es aber erst in der Verlustliste vom 09.10.1916 aufgeführt war, d.h. über eineinhalb Jahre später! So bleibt das ungefähre Datum „1916“ basierend auf die Erinnerungen meines Vaters an die Erzählungen seines Vaters. Der Ort „Galizien“ scheint auch nicht sehr hilfreich: In der Wikipedia steht unter „Galizien“, dass Galizien 1914 von Russland erobert wurde. Auf der Wikipedia-Seite des IR 92 wird für 1915 die Schlacht von Gorlice-Tarnów referenziert, in der Lemberg, die Haupstadt Galiziens zurückerobert wurde. Vielleicht war es nach dieser Schlacht in einer Zeit ohne größere Stellungsänderungen, in der mein Großvater in Gefangenschaft geriet.

Update: Die Suche nach Verweisen auf die o.g. Dissertation brachte mich eine Wiki-Seite über österreichisches Militär des Vereins „Familia Austria“ und von dort auf das Zentrale Archiv der Militärkommission des Verteidigungsministeriums (Tschechien) und dort fand ich tatsächlich etwas über meinen Großvater, insbesondere den Tag der Gefangennahme (4.3.1915) und (vermutlich) der Rückkehr (3.4.1920). Unglaublich. Aber: ich muss erstmal die genaue Quelle herausfinden.

2 Antworten auf „Großvaters Kriegsgefangenschaft in Russland im 1. Weltkrieg“

hallo,

ich erlaube mir an dieser Stelle kurz mein neues Projekt vorzustellen:

Das Thema ist „Kriegsgefangenschaft im 1. Weltkrieg“, ein Gebiet, das vermutlich kaum zum Jubiläum betrachtet werden wird. Während und nach dem Krieg ist es sehr kontrovers diskutiert worden und nun in Vergessenheit geraten.

In dem Blog veröffentliche ich das von mir überarbeitet Manuskript eines deutschen Soldaten, der am 24.10.1916 im Zuge der Rückeroberung des Ft. Douaumont in franz. Kriegsgefangenschaft gerät und im März 1920 entlassen worden ist.

Er schildert die Umstände seiner Gefangennahme, die Zeit als Kriegsgefangener (PG) während des Krieges sowie seine Erlebnisse nach dem Waffenstillstand 1918 bis zur Entlassung (PGRL).

Ich habe auch ein Literaturverzeichnis zum Thema „Kriegsgefangenschaft“ eingestellt, vielleicht ist das ja hilfreich.

Weiter viel Erfolg.

http://www.pg-grau.de/

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